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Zübeyde

Ich bin eine 24 jährige Kurdin, wurde in der Türkei geboren und lebe jetzt in Berlin. 1989 sind wir, das heißt meine 4 meiner Geschwister und ich aus der Türkei ausgewandert, meine Mutter kam 1 Jahr später mit weiteren 2 Geschwistern. Unser Vater war in der Türkei kurdischer Rechtsanwalt und hatte einen guten Ruf, auch bei den Türken. Dennoch wurde er politisch verfolgt und von den Extremisten ermordet. Mein Vater war damals 50 Jahre alt. Unsere Auswanderung hängt mit dem Tod unseres Vaters zusammen, denn meine Mutter wollte uns schützen vor weiteren Folgen. die Gefahr für uns Kinder war zu groß auch verfolgt zu werden. Wir lebten damals in Besiri - ein Dorf im Osten der Türkei.
Mit drei kam ich also in Deutschland an und lernte gleich im Kindergarten die Deutsche Sprache. Meine Geschwister und ich schlossen schnell Freundschaften mit deutschen Kindern.

Nach der Realschule machte ich eine Ausbildung zur Fremdsprachen Korrespondentin. Hierbei konnte ich meine Sprachbegabung nutzen.
Das Leonardo Davinci Stipendium, das ich während meiner Ausbildung erhielt, gab mir die Möglichkeit für einige Monate in Südspanien, in Sevilla zu leben und zu studieren. Dort habe ich in einer Fremdsprachenschule ein Praktikum absolviert.

Mir gefiel es, unter Menschen zu sein, die genau so wie ich, mehrere Kulturen in sich tragen und schon in vielen Ländern gelebt hatten. Australien, Afrika, Deutsch, Italiener, Franzosen, Japaner. Wir sprachen alle zusammen eine Sprache, Spanisch und feierten auch auf Spanisch miteinander unsere Feste.
Nun. Auf jeden Fall, mir tat diese Auszeit sehr gut, denn ich wusste zuvor nicht recht wohin mit mir. Also ich meine, da ich Zweisprachig aufgewachsen bin, im Kindergarten Deutsch und zu Hause mit meiner Mutter kurdisch, fühlte ich mich nicht recht als Deutsche aber auch nicht als Kurdin. Die Zeit in Spanien öffnete meine Augen, denn ich bekam Heimweh nach Deutschland: so habe ich gemerkt, dass ich Deutsche bin und Deutschland mein zu Hause ist.

Diese Erkenntnis war ein ganz großes persönliches Geschenk. Endlich fühlte ich mich in Deutschland ganz zu Hause.

Nachdem ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte, wollte ich gerne Künstlerin für darstellende Kunst werden.

Und so studiere ich jetzt an der Reduta Schauspielschule für Theater und Film in Berlin.

Die Lebensphilosophie der Schule heißt: "Nicht das Theater ist wichtig, sondern der Mensch". Dieser Satz inspiriert mich, und damit kann ich mich identifizieren. Der Satz erinnert mich an meine Kindheit, an die Gemeinschaft mit meinen 6 Geschwistern und meiner allein erziehenden Mutter. Wir haben uns alle gegenseitig unterstützt und sind daran gewachsen.

Durch meinen persönlichen Lebensweg hat mich die Reduta zu Frau Mamatis unserer Regisseurin des Projekts: "Denk mal für Migration" geführt. Seit einigen Monaten arbeiten wir an der Inszenierung: Die Abenteurer des Homo Migrantes-Berlin. Es sind Einwanderungsgeschichten von Jugendlichen nach Berlin. Es ist für mich eine Ehre, an diesem Projekt teil nehmen zu dürfen, und meine Geschichte und die Lebensgeschichten anderer erzählen zu dürfen.
Nicht das Theater ist wichtig sondern der Mensch.

Zübeyde