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Reza

Meine Mutter und ich saßen endlich im Flugzeug von Ashgabat (Hauptstadt von Turkmenistan) nach Frankfurt. Ich konnte selbst nicht fassen, was ich in den letzten zwei Jahren durchmachen musste um schließlich nach Deutschland auswandern zu dürfen. Am Frankfurter Hauptbahnhof angekommen, traf brich meinen Grundschullehrer aus dem Iran, was für eine Begegnung!

Da wir beide die deutsche Sprache nicht beherrschten, fühlten wir uns in der wirtschaftsmetropole Europas sehr verloren. Schon mit 16 war ich auf mich allein gestellt, weil meine Mutter sich entschieden hatte, wieder in den Iran zurückzukehren. Es war die schwierigste Zeit meines Lebens.

Bis auf einen Iraner, für den ich damals arbeitete, kannte ich in Frankfurt kaum jemanden. Es viel mir schwer mich auf Deutsch zu verständigen.

Neben meinen zwei Jobs habe ich nicht nur mein Abitur nachgeholt, sondern auch eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann begonnen.

Als ich 10 Jahre später mit Freunden auf Deutschlandtour war, traf ich in Berlin auf eine alte Freundin. Sie erzählte mir von ihrer Schauspielschule und ich war so begeistert, dass ich mich sofort entschied mich an dieser Schauspielschule zu bewerben und nach Berlin zu kommen. Aber ich hatte in Frankfurt noch jede Menge zu erledigen, da ich die letzten Jahre vieles in Frankfurt aufgebaut hatte, was ich für meinen Traum nun aufgeben musste. Ich wurde im August 2010 beim Vorsprechen angenommen und habe sofort meine Arbeitsstelle gekündigt, meine Wohnung abgegeben und fuhr mit 3 Koffern nach Berlin. Es war wieder einmal ein schwieriger Start, ich kannte wenig Leute und die Stadt kam mir riesig vors.

Als meine Mutter von meinen Plänen erfuhr hielt sich mich zuerst für verrückt. Sie konnte nicht verstehen, wie ich das hart erarbeitete Leben für die Schauspielerei aufgeben konnte. Schon als Teenager, als ich noch im Iran lebte hatte ich den Traum Schauspieler zu werden. Nun hatte ich die Möglichkeit meinen Traum zu verwirklichen und war bereit jeden Preis dafür zu bezahlen.

Die Schule hat schon vom ersten Tag an sehr viel Spaß gemacht. Dort habe ich viele neue Freunde gefunden und die Dozenten sind sehr freundlich und hilfsbereit. Nach einigen Monaten lernte ich Frau Mamatis kennen mit der ich an einem Kulturprojekt für Migration teilnahm und meine erste Aufführung am Deutschen Theater hatte.

Ich bin sehr glücklich in Berlin. Es war eine gute Entscheidung hierher zukommen denn ich habe das Gefühl, dass mir hier alle Türen offen stehen. Mittlerweile habe ich hier auch viele Freunde mit denen ich an den Wochenenden oft unterwegs bin und sehr viel Spaß habe. Was ich an Berlin so aufregend finde ist, dass man nie weiß wie und wann der Tag aufhören wird.

Reza